Alles aus einer Hand
Tradition und Hightech haben Bildungsministerin Annette Schavan bei ihrem Besuch in Lonsee-Ettlenschieß begeistert. Für das Erste steht das Backhaus, für das Zweite die Firma SRU. Diese stellt in einem ehemaligen Kuhstall modernste Steuer- und Regeltechnik her.
Wahlkreisarbeit gehört zur Pflicht eines Abgeordneten, auch für einen Bundesbildungsministerin wie Annette Schavan. Was bietet sich für eine Stippvisite besser an als das Wochenende zwischen einer Sitzungswoche und einer Reise nach Japan? So rückte Ettlenschieß unversehens zwischen die Weltstädte Berlin und Tokio.
Bürgermeister Günther Mack befuhr mit der Ministerin am Samstag die neue Umgehungsstraße von Luizhausen und besuchte in Ettlenschieß das Backhaus.
Danach ging es zur Besichtigung der Firma Steuer- und Regeltechnik Ulm (SRU). In einem früheren Kuhstall wird modernste Technologie produziert. „Ein starkes Stück Baden-Württemberg“, meinte Schavan.
In der elfköpfigen Belegschaft scheint jeder mit jedem verwandt zu sein. Neffen, Onkel, Schwester, Gattin – vom Geschäftsführer über den Leiter Kundendienst bis zur Architektin des Umbaus gehen die Blutsbande. „Ein echtes Familienunternehmen“, sagte Gesellschafter Reinhold Eberhardt. Er hatte sich mit seinem Neffen Jürgen Seitz 1999 selbstständig gemacht. Der heute 41-Jährige war im öffentlichen Dienst angestellt und dort für die Technik von Heizungen, Lüftungen und Klimaanlagen in über 100 Objekten verantwortlich.
Das Standbein für die Selbstständigkeit war zunächst der Kundendienst für den Haustechnik-Hersteller Honeywell Centra. Daneben begannen Seitz und sein Team mit der Herstellung und Programmierung eigener Systeme. „Unser Motto war und ist: ‚Alles aus einer Hand‘, von der Planung, über den Bau, die Programmierung bis zum Service“, erklärte Seitz. In Schulen, Turnhallen, Schwimmbädern und – als neuestes Referenzprojekt – im Kaufhaus in der Neuen Mitte in Ulm, regelt Know-how aus Ettlenschieß Heizung, Lüftung und Klima. Der Kundenkreis reicht von Horb bis Augsburg und von Aalen bis Oberstdorf.
Drahtlos geregelte Räume
Vielfach sind es Gemeinden und Städte, die SRU damit beauftragen, herauszufinden, wie sie Energie effizienter nutzen können. Dazu tragen Finesse wie drahtlos geregelte Räume bei, die erkennen, ob ein Fenster geöffnet ist, ob die Sonne scheint und ob der Raum von wenig oder vielen Menschen genutzt wird. Wichtig seien auch einfache und sichere Bedienung bei gleichzeitig hohem Komfort. „Ein zu wenig temperierter Raum wird gleichgesetzt mit einer nicht funktionierenden Anlage. Das können wir uns nicht leisten“, sagte Seitz. Das Umrüsten von einer betagten auf eine neue Anlage refinanziere sich nach sechs bis acht Jahren. Den eingesparten Wartungsaufwand nicht dazugerechnet. Auf Wunsch kann SRU alle Steuerungssysteme per Computer von Ettlenschieß aus betreuen. „Da sind wir sozusagen der Notarzt im Hintergrund“, sagte der Techniker.
Seitz hat noch einige Ideen, wie ein Objekt effektiv und zugleich betriebssicher gesteuert werden kann. Daneben gelte es, den eigenen Nachwuchs in den Betrieb zu bekommen. „Ein paar Jahre muss ich also schon noch arbeiten“, meinte der passionierte Kegler. Da spielt er in der Regionalliga. Mit der SRU-Technik klar in der Bundesliga.